Bedingungsloses Grundeinkommen – ein Blick in die Zukunft für ein selbstbestimmtes Leben!
Bedingungsloses Grundeinkommen – was für ein Reizthema! Natürlich: wir müssen arbeiten, um unsere materielle Existenz (Nahrung, Kleidung, Wohnung) zu sichern! Was aber wie ein Naturgesetz klingt und von uns auch so verinnerlicht worden ist, ist in Wirklichkeit nur das Ergebnis der Wirtschaftsentwicklung während der vergleichsweise kurzen jüngsten Phase der Menschheitsgeschichte. Heute stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter. Einem Zeitalter in dem wir die Digitalisierung und Automatisierung von Produktionsprozessen vorantreiben, die uns Menschen von Produktionsarbeit entlasten.
Es wird daher zwangsläufig zu der für viele noch nicht vorstellbaren Entkoppelung der Arbeit, die wir leisten, von der Frage, wie wir unsere materielle Existenz sichern, kommen.
Aktiv und selbstbestimmt tätig sein zu können, ist für unser Leben ein ganz entscheidender Glücksfaktor! Es ist erwiesen, dass Menschen, die ihrer Arbeit gerne und mit Freude nachgehen, zufriedener und gesünder sind. Trotz dieser Erkenntnis haben viele Menschen nicht die Möglichkeit, sich in ihrer täglichen Arbeit glücklich zu verwirklichen. Sie sind gezwungen, aus reinem Existenzdruck einer Arbeit nachzugehen.
Lesen Sie dazu auch: Digitalisierung – Johannes Margreiter
Die "Gefahr" der Benachteiligung von Leistungsträgern
So wie im 19. Jhdt. die ersten Dampfmaschinen dem Menschen schwerste körperliche Arbeit abzunehmen begannen, so wird auch die digitale Revolution massive, gesellschaftliche Umbrüche mit sich bringen. Die damit verbundenen, sozialen Umwälzungen werden insbesondere zur Entkoppelung von der Arbeit, der wir nachgehen, und der Frage der Existenzsicherung führen.
Automatisierte Produktionsprozesse und Dienstleistungen werden mit einem minimalen Input menschlicher Arbeit in weit überwiegendem Maß zur notwendigen Wertschöpfung beitragen. Das wird die Basis eines bedingungslosen Grundeinkommens für Jede_n sein.
Der größte Vorteil des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) liegt darin, dass es jedem Menschen ermöglicht, ein menschenwürdiges, selbstbestimmtes Leben zu führen. Es dient also der Verwirklichung individueller Freiheit und entspricht somit einem zutiefst liberalen Grundanliegen! Zudem kann das BGE nach den Gesetzen freier Märkte dazu führen. Bisher schlecht bezahlte, jedoch notwendige Arbeit, wird plötzlich besser bezahlt, attraktiver gestaltet oder durch automatisierte Prozesse ersetzt.
Wir finanzieren das BGE einerseits durch Einsparungen (Entfall aller allgemeinen steuerfinanzierten Sozialleistungen, Wegfall hoher Bürokratiekosten), andererseits durch eine Finanztransaktionssteuer. Also durch die Umstellung des Steuersystems weg von der Besteuerung der menschlichen Arbeit hin zur Besteuerung maschineller/digitaler Arbeit.
Die Gefahr der Benachteiligung von Leistungsträgern sehe ich deshalb nicht. Ich glaube nicht, dass die Masse der Menschen nur wegen des Geldes arbeitet. Ich gehe davon aus, dass es den meisten Menschen darum geht, sinnvoll und sinnstiftend tätig zu sein (Copyright Matthias Strolz: „…alles andere ist Oasch“ ORF-Sommergespräch 2017). Ich weiß aus 32jähriger Berufserfahrung als Strafverteidiger, dass es für die allermeisten Menschen nichts Schlimmeres gibt, als den ganzen Tag untätig herumsitzen zu müssen! Wer also weiterhin Leistungsträger_in sein will, kann das und sie/er wird sich drüber freuen, dass ihre/seine Mitmenschen materiell grundlegend abgesichert sind!
Dr. Johannes Margreiter, Abgeordneter zum Nationalrat. Aktuelle Beiträge auch bei uns auf facebook